Mittwoch, 3. Oktober 2007

Schweden-Odyssee (7.-23. August 2007)

Tja, und weil wir ja bisher nur gute Erfahrungen mit Schweden hatten und Freundschaften auch gepfelgt werden wollen, beschloss meine Mama, dass wir vor meinen Semesterstart noch einen kleinen Urlaub schieben und wieder einmal quer durch Schweden alle Freunde und Bekannten besuchen. Also ging es am 7. August abends in good old Lengenfeld los, Fähre Sassnitz-Trelleborg von 3-7 Uhr, erster Stopp um 11 in Göteborg. Müde aber glücklich trafen wir dort die Baba-Khanis, die Familie eines Schülers meiner Mama, samt derer iranischen Cousins, Cousinen Tanten und Onkels, die seit vielen Jahren in Schweden wohnen. Sie luden uns in den Vergnügungspark Liseberg ein, ein erster mächtiger Eindruck von Schweden, wie ich es noch nicht gesehen hatte. Hier unterschieden sich die Schweden nicht so sehr von dem "Durchschnittsdeutschen", alle auf der Jagd nach Riesentoblerone, Riesenmaribu und Riesenkex-Schachteln und den coolsten Achterbahnen. Tausende kleine Kinder, Familien mit teilweise 3-er Kinderwagen (und einem 4. Kind hinten auf dem Trittbrett), die Eltern gekleidet wie Skatepunks (und die Kinder Abbild ihrer Eltern in Mini) - echt witzig. Es war ein toller Tag mit Schiffsschaukel, "Tornado" und Minigolf, das Unglück erwartete uns erst, als wir am späten Nachmittag aus dem Park kamen. Obwohl wir das Auto extra auf einen bewachten Parkplatz mit Kameras gestellt hatten und alles im Auto abgedeckt hatten, war die Scheibe hinten rechts eingeschlagen und alles was in Reichweite lag herausgestohlen, der Kofferraum durchwühlt und so viele Sachen wie mein Laptop, Spiegelreflexkamera, das Handy meiner Mama, Rucksäcke mit persönlichen Sachen (inklusive Bettwäsche!) verschwunden. Obwohl wir eigentlich noch an diesem Tag weiter nach Bohuslän zu den Asps fahren wollten, die dort ein Sommerhaus haben, mussten wir die Gastfreundschaft der Baba-Khanis (und ihre großzügige Hilfe bei Polizei und Autoglaserei) annehmen und konnten erst am nächsten Tag (sichtlich geplättet von den Verlusten und dem bürokratischen Stress) weiter reisen. In Bohuslän wurden wir allerdings sehr herzlich empfangen und erholten uns so einige Tage mit Baden, Wasserski-, Wakeboard- und Motorbootfahren, Ausflügen und tollem schwedischen Essen (Krabben, Lachs, viel Eiscreme...). Unsere nächste Etappe hieß Bohuslän-Öland und sollte ca. 8 Stunden Fahrt bedeuten. Einmal quer durch Südschweden, meist durch dunkle Wälder, aber auch an schönen Seen und kleinen Städten vorbei. 50km vor dem Ziel (einem gemieteten Ferienhaus im Norden Ölands) noch ein Reifenplatzer (ich saß natürlich grad am Steuer und meine Mama guckte nach oben aus dem Fenster, weil sie dachte der König würde im Hubschrauber vorüberfliegen), der jedoch dank Dominiks handwerklichen Fertigkeiten schnell bereinigt war (und das 10 Jahre alte verrostete Ersatzrad leistete uns für den Rest des Urlaubs erataunlich gute Dienste!), dann aber eine Woche Strandurlaub und schöne Abende mit Böttchers, die auf dem Campingplatz nicht weit von unserem Ferienhaus einen Caravan haben, wo sie jährlich ihre Sommerferien verbringen. Wir radelten über die Insel, spielten Kubb und Boule und sonnten uns viel, unser "Urlaubsschweden" war also wieder wie wir es uns vorgestellt hatten. Nach einer Woche ging es dann noch zum Kurzbesuch zu Sven Ingemars nach Eskilstuna, wo wir herzlich mit einem Krebsfest (Kräftskiva) begrüßt wurden (schlauerweise hielten wir uns aber zurück und boten allen einen Jägermeister zur Verdauung an - warum die Schweden darauf noch nicht gekommen sind, ist mir ein Rätsel! ...oder zumindest die Firma Jägermeister, die könnten einen Miliardenumsatz hier jeden August machen und würden sogar noch gutes tun (nämlich vor "Mageplage" am Tag nach dem Krebsessen bewahren)). Als wir 3 Tage später nach Stockholm fuhren, sollte der Urlaub auch schon sein Ende nehmen, denn schon am nächsten Tag begann für mich die Uni und meine Familie wollte zurück nach Deutschland fahren... so zumindest der Plan ... als ich Ken am Mittwochabend noch schnell bei seinem Umzug von Nacka nach Kungshamra helfen wollte (um danach noch zur Party im Allhuset zu können) (und obwohl ich mir geschworen hatte mich nie mehr an das Steuer des Unglücksautos zu setzen) vollzug sich natürlich der 3. Streich - Getriebeschaden auf der E4/E20, das Auto bewegte sich keinen Zentimeter mehr. Also Abschleppdienst rufen, ewig drauf warten, zur Werkstatt fahren und dann mit der U-Bahn zurück nach Nacka, wo Mama und Bruder warteten...um 2 erschöpft ins Bett und am nächsten Tag statt Orientierungswochenprogramm Werkstatt-, Mobilitätsservice- und Europcar- Telefonie (jeweils ca. 10 Mal). Doch letztendlich bekam meine Familie doch noch einen Leihwagen (auch wenn wir den erst einmal abends um 8 am Flughafen Arlanda abholen mussten) und düsten ab gen Deutschland - frag mich nicht wie sie die Fahrt überlebt haben - aber am darauffolgenden Tag kamen sie gesund (und höchstwahrscheinlich nicht wirklich munter) zu Hause an und ich konnte "mitt studentliv" in Stockholm beginnen...wenn auch ohne Laptop (und damit ohne Internetzugang, was meine Funkstille in den letzten Wochen begründet), dafür aber mit einer kräftigen Erkältung... Nichtsdestotrotz: ein toller Urlaub, erfahrungsreich allemal und eine bessere Einführung in das schwedische Alltagsleben hätte ich vielleicht gar nicht bekommen können, da ich jetzt nicht nur weiß, wen ich bei Autoeinbruch und Autostillstand zu kontaktieren habe (wer Hilfe braucht - Polizei, Glaserei, Abschleppdienst, Werkstatt und Autoverleih - alles kein Problem), sondern auch einen Einblick in verschiedenste 'social arenas' bekommen habe (von jungen Familien übervölkerter Vergnügungspark, Immigrantenfamilie über Sommerstuga-Leben, Camping-Platz und und und...) und mir hart aber herzlich klar gemacht wurde, dass Schweden nicht nur Ferienparadies sondern ein stink normaler Staat mit all seinen Macken und Problemchen ist (wie Deutschland sie eben auch hat). Here we go! ... Fotos von diesem Urlaub kann ich aufgrund oben beschriebenen Maleurs leider keine liefern...

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